Neid im Verkauf - ein Kommentar
Neid im Verkauf ist keine Seltenheit. Kein Wunder, werden doch ständig Leistungen gemessen und Umsatzzahlen verglichen. Und mal ganz ehrlich - wer ist nicht froh, wenn er im Wettbewerb die Nase vorn hat, oder sein Name zumindest auf den vorderen Plätzen zu lesen ist?
Anhand von Mitarbeiterrankings lässt sich schnell erkennen, wer das Rennen im Vertrieb macht. Letztlich sollen mit Ranglisten gute Verkäufer motiviert werden, noch besser zu werden - beziehungsweise ihren Platz zu verteidigen - und schwächere, "endlich Gas zu geben". Doch oftmals ist genau das Gegenteil der Fall: Der Neid ist groß! Gerade empfindsame Gemüter tun sich schwer, mit dieser Missgunst umzugehen. Da helfen auch wohlklingende Sprüche a la Wilhelm Buschs "Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung" oder Oscar Wildes "Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten" nicht weiter. Umgekehrt haben es auch Neider oft nicht leicht. Missgunst kann Menschen regelrecht zerfressen - was sich weder positiv auf die Leistung im Verkauf noch auf das persönliche Wohlbefinden auswirkt. Doch wie soll man am besten mit Neidern umgehen?
Erzielt man selbst sehr gute Verkausfzahlen sind Neider nicht weit (Quelle: shutterstock)
Wenn Kollegen mehr Umsatz erbringen als man selbst...
... ist der Neid stets groß. Das erlebe ich als Verkaufstrainer immer wieder, wie die folgende Geschichte zeigt: Nachdem ich ein Verkaufstraining bei einem mittelständischen Großhändler gegeben habe, begleitete ich im Anschluss die einzelnen Verkäufer im Außendienst, deren Ziel es war, neue Kunden zu gewinnen. Mit einem dieser Verkäufer habe ich gemeinsam 40 potentielle Kunden besucht. Er hat dann vor Ort 13 Termine vereinbaren können - und gewann so letztlich 7 neue Kunden. Ein hervorragendes Ergebnis. Chapeau!
Ehrliche Leistung findet keine Bewunderung
Das Spannende aber war die Reaktion seiner Kollegen auf das Ergebnis. Es dauerte nicht lange, da rief der erste "Kollege" bei ihm an und sagte: "Hey du, hör auf so viel zu verkaufen. Wie stehe ich denn sonst da?" Das muss man sich einmal vorstellen. Da leistet ein Kollege gute Arbeit und wie ist die Reaktion? Keine Bewunderung, sondern Neid. Warum ist das so? Natürlich haben schwache Kollegen die Sorge, bei ihrem Chef schlecht anzukommen, wenn jemand anders eine viel bessere Quote erreicht. Aber was für eine Haltung besitzt so ein Mensch? "Neid ist der Ärger über den Mangel an Gelegenheit zur Schadenfreude", wusste schon der Satiriker Alexander Roda-Roda (1872-1945). Vielen wäre es tatsächlich lieber, andere würden versagen oder zumindest nicht so deutlich erfolgreicher sein, um selbst etwas besser dazustehen.
Das eigene Maß an Motivation
Der Verkauf ist einer der ehrlichsten Berufe der Welt. Auch deshalb, weil man anhand von Zahlen und Quoten leicht feststellen kann, wie gut ein Verkäufer ist. Eigenverantwortung ist allerdings Grundvoraussetzung für den Erfolg. Die Verkäufer, die sehr weit vorne sind, haben auch nicht alles geschenkt bekommen - selbst wenn das andere oft meinen. Auch lassen Sie meist nicht nach einer 37,5 Stunden-Woche den Stift fallen, um ins wohlverdiente Wochenende zu gehen. Aber wie der österreichische Bühnen- und Filmschauspieler Peter Weck so schön sagte: "Der Neid ist meistens eine Nummer größer als der Fleiß".
Bildung ist eine Holschuld
Neidische Menschen sind für das gesamte Unternehmen extrem anstrengend. Denn sie sind Energieräuber. Statt dass sie sich hinsetzen und überlegen, wie sie leichter auf Augenhöhe verkaufen könnten, lästern sie oft lieber ab. Dabei wäre es doch besser, nach dem Motto "Wenn der das kann, kann ich das auch" erfolgreiche Kollegen als Vorbild zu nehmen. Und vor allem selbst etwas dafür zu tun. Natürlich muss ein Arbeitgeber seine Verkäufer unterstützen, damit diese besser werden und ihre Verkaufsziele erreichen. Aber Bildung ist auch eine Holschuld. Wer also meint, dass sein Arbeitgeber für sein persönliches Fortkommen alleine verantwortlich ist, liegt falsch.
Neid anerkennen
Wenn jemand Neid erfährt, dann ist das ein gutes Zeichen, denn wie heißt das Sprichwort: "Mitleid bekommt man geschenkt, Neid nicht!" Verkäufer dürfen sich also durchaus fragen, was sie tun können, um noch mehr Neid zu bekommen. Wenn es im Sinne der Kunden und des Unternehmens ist, darf man im Vertrieb auch einmal unbequem werden. Wenn man jedoch für sich selbst zu der Erkenntnis gekommen ist, dass es an Motivation mangelt, dann sollte man nicht mit Neid auf den Erfolg der Kollegen reagieren.